Belgien entdecken – Vielfalt und Kultur auf kleinstem Raum

Belgien – das bleibt häufig unentdeckt, wenn es darum geht, fremde Kulturen kennenzulernen. Doch was hat es mit unseren Nachbarn im Nordwesten überhaupt auf sich? Spricht man Belgisch? Isst man nur Pommes frites und Waffeln? Wir haben das kleine Königreich untersucht und zeigen, warum es sich perfekt für einen Kurzurlaub eignet.
Inhaltsverzeichnis
Sprechen Belgier Belgisch?
Belgien ist ein kleines Land zwischen Frankreich, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden. Es zählt zu den sogenannten Benelux-Staaten und liegt kulturell zwischen Frankreich und den Niederlanden. Das zeigt sich vor allem an den Sprachen, die hier gesprochen werden. Denn Belgier sprechen kein Belgisch – vielmehr teilt sich das kleine Land in zwei große Sprachgebiete auf.
Der Norden spricht Flämisch, einen niederländischen Dialekt, wohingegen sich der Süden auf Französisch verständigt.
Belgier, die Niederländisch sprechen, werden als Flamen bezeichnet, ihre südlichen Landsmänner- und frauen nennt man Wallonen. Doch zeigt sich dieser Unterschied auch in der Kultur?

Gent – Klein Amsterdam
Der beste Weg, das selbst herauszufinden, führt über eine Erkundung der Städte Belgiens. Mit einer Urbanisierungsrate von 98 % zählt das kleine Königreich zu den am dichtesten besiedelten Staaten der Welt und nimmt in Europa den ersten Platz ein. Dass das nicht zu bedeuten hat, dass die Städte überladen und hässlich wirken, zeigt Gent.
Die flämische Stadt verkörpert den niederländischen Aspekt Belgiens wie keine andere. Vor allem die Altstadt macht Gent unvergesslich. Wer sich die harmonische Atmosphäre einer traumhaften Benelux-Kulisse wünscht, ist hier im Himmel angekommen. Die beiden Flüsse Leie und Scheldt treffen zusammen und schaffen ein Flussbild, das Amsterdam neidig den Hut ziehen lässt. An den Gewässern ragen liebevoll verzierte Giebelhäuser hervor und schaffen ein wohliges Ambiente. Die Universitätsstadt ist jung mit einer großen Liebe zu flämisch-niederländischen Architektur.

Brügge – Mittelalter und Schokolade
Brügge mag vielen noch aus dem 2000er-Klassiker „Brügge sehen … und sterben“ im Gedächtnis geblieben sein, jedoch nicht viel mehr an Imagination wecken. Dabei hat diese flämische Hauptstadt so viel mehr zu bieten.
Wer sich nach Kopfsteinpflaster und mittelalterlichen Bauten sehnt, ist hier am richtigen Ort angekommen.
Ähnlich wie in Gent oder Amsterdam fließen auch hier die Grachten, von wo aus man gemütlich treibend auf einem traditionellen Boot die Seele baumeln lassen kann – die Stadt gilt auch als Venedig des Nordens. Danach kommt man in einem der niedlichen Cafés unter und genießt Waffeln mit Schokolade und Sahne. Typisch für den niederländischen Part des Landes gilt die Stadt als eher ruhig und konservativ.
Antwerpen – Europas Hafen zur Welt
Um ein westeuropäisches Handelszentrum in seiner reinsten Form zu erleben, muss man nur nach Antwerpen reisen. Bekannt ist die flämische Stadt weltweit für ihren Hafen. Der ist nicht nur der größte des Landes, sondern auch Europas zweitgrößter – international rangiert er auf Platz 17. Das macht die Stadt zu einem modernen, internationalen Schmelzpunkt. Doch auch auf ihre Vergangenheit ist Antwerpen stolz.
Typisch für die flämische Renaissance sind auch hier schmale, hohe Häuser mit prachtvoll verzierten Gieben. Dieser Reichtum zeigt sich im Diamantenhandel. Antwerpen ist Hauptstadt des Handels mit dem symbolträchtigsten Edelstein unserer Erde. Für Luxus-Fans bietet sich ein Besuch des Diamantenmuseums DIVA im Herzen der Stadt an. Nebenbei ist auch eine große Auswahl an Silber repräsentiert.

Lüttich – Französische Backsteinhäuser
Wer von Antwerpen nach Lüttich fährt, beobachtet einen Bruch, wie zwischen zwei Ländern. Innerhalb eineinhalb Stunden verändern sich Bauten, Menschen und Straßenschilder. Letztere sind nun in Französisch. Das ist nämlich die offizielle Sprache der Region Wallonien, in der auch Lüttich liegt.
Liège, wie sie in der Landessprache genannt wird, ist eine bekannte Arbeiterstadt, die stolz auf ihre industrielle Vergangenheit ist.
Das sieht man auch an den Gebäuden der Altstadt. Diese sind in rotem Backstein gehalten und erinnern an die Innenstädte von Lille oder Roubaix im Norden Frankreichs. Die engen Gassen der Altstadt sind voll verzierter Fassaden, Brasserien und kleinen Innenhöfen. Hier herrscht ein etwas rauerer Ton und eine lebendige, oft versteckte alternative Szene.
Mons – Wallonische Kultur
Die Kulturhauptstadt Europas 2015 ist zugleich Hauptstadt der wallonischen Region Hennegau. Die Altstadt mitsamt des Grand-Place ist voller Restaurants, Cafés und historischer Gildehäuser. Die meisten bedeutenden Bauten sind in Back- und Naturstein gestaltet und geben ein stark französisches Flair. Die Stadt vereint mittelalterliches Erbe mit zeitgenössischer Kunst. Ihre Menschen gelten als herzlich, bodenständig, locker, gesellig und offen. Sie und ihre Gäste erfreuen sich an belgischen Pommes und lokalen Bieren wie Jupiler.

Brüssel – Hauptstadt Europas
Eine Besonderheit macht die Hauptstadt der EU, Brüssel, aus. Offiziell gilt sie als zweisprachig – bei genauerem Hinsehen wird dem Betrachter jedoch auffallen, dass der französische Einfluss deutlich überwiegt. Tatsächlich sprechen 85 % der dauerhaft hier lebenden Bevölkerung Französisch. Das Wahrzeichen der Stadt schlechthin jedoch – das Manneken Pis – beweist, dass sich auch hier flämischer Einfluss dauerhaft festsetzen konnte.
Neben den historischen Bauten begeistert auch moderne Architektur die Herzen vieler Besucher.
Dazu zählt unteranderem das Atomium, ein Riesenatom aus Edelstahl, das sich auch von Innen begutachten lässt. Daneben begeistert die internationale Atmosphäre der 200.000 Einwohner Stadt. Hier können Urlauber das EU-Parlament bestaunen und sich auf die Spuren unserer heutigen Demokratie machen. Neben eleganten Stadthäusern des Jugendstils laden grüne Parks wie der Parc de Bruxelles oder der Botanische Garten zum Entspannen ein.
Fazit
Belgien ist ein vielschichtiges Land auf kleinster Fläche. In einer knappen Stunde Autofahrt reist man hier zwischen den Kulturen und begegnet den charmanten Kleinigkeiten, die das Reisen durch Europa so spannend machen. Hier zeigt sich die Vielfalt unseres Kontinents und seiner Kulturen – kein Wunder also, dass Brüssel zur Hauptstadt der EU auserwählt wurde.





