Solo Travelling – Was steckt dahinter und was spricht dafür?
Beim Gedanken daran, alleine zu verreisen, läuft vielen ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Oft werden bei dieser Vorstellung Gefühle wie Einsamkeit und Trostlosigkeit empfunden, sodass das Alleinreisen für einen Großteil der Menschen nicht infrage kommt. Dabei muss es gar nicht so öde sein, denn der Alleingang eröffnet so manche Möglichkeiten, die dabei helfen, über sich selbst hinauszuwachsen.
Wer es bislang noch nicht in Erwägung gezogen hatte, könnte sich die Idee des sogenannten Solo Travellings noch einmal durch den Kopf gehen lassen, denn es gibt gute Gründe, die dafürsprechen.
Inhaltsverzeichnis
Das Potenzial zum Lernen
Beim Verreisen in ein fremdes Land stehen wir oft vor sprachlichen Barrieren. Da es in der Natur des Menschen liegt, wählen wir stets den einfachsten Weg. Wenn wir also mit Freunden unterwegs sind, unterhalten wir uns häufig auch nur mit diesen in unserer Muttersprache und verstecken unsere Sprachdefizite hinter den Kompetenzen des Sprachbegabtesten der Gruppe, der sämtliche Dinge regeln muss.
Wer hingegen alleine reist, hat keine andere Wahl, als sich durchzuschlagen.
Was anfangs häufig nur mit Artikulierung und vereinzelten Wörtern funktioniert kann sich nach einer bestimmten Dauer zu einer Leichtigkeit entwickeln. So wird das Reisen im Alleinsein im Nu zur Bildungsreise und verbessert unsere Sprachkenntnisse ganz nebenbei.
Uneingeschränkte Möglichkeiten
Das Reisen in der Gruppe hat aufgrund der verschiedenen Charaktere durchaus seine Vorteile, doch von außen betrachtet, spielt jeder der Gruppe eine gewisse Rolle und verkörpert diese. So gibt es den Partylöwen, das Organisationstalent, den Faulen, die Zicke, den Harmoniebedürftigen, und viele weitere. Jeder möchte seine Bedürfnisse durchsetzen und sich selbst am liebsten so wenig wie möglich hintenanstellen. Das bringt Konfliktpotenzial mit sich, was hin und wieder in einem Knall endet.
Beim Solo-Travelling gibt es diese Probleme nicht, denn man selbst spielt hierbei die Hauptrolle und kann ganz unbeschwert nach Lust und Laune tun und lassen, was das Herz begehrt.
Neuen Mut schöpfen und die Komfortzone verlassen
In Gesellschaft schwingt immer eine gewisse Hemmung mit, ob es nun die eigenen Freunde sind oder nicht. Blamieren möchte sich schließlich niemand. Wer aber alleine reist, besitzt auf einmal eine deutlich niedrigere Überwindungsgrenze, sodass viel mehr Risiko eingegangen wird.
Der Gedanke „Hier kennt mich sowieso keiner“ ist dabei richtungsgebend, denn letzten Endes entspricht es der Tatsache und macht den Aufenthalt in fremden Gefilden deutlich entspannter.
Kontakt zu neuen Menschen
Alleine zu reisen bringt einen deutlich schneller an neue Menschen. Da die eigenen Bezugspersonen fehlen, erfolgt eine rasche Orientierung ins Außen, denn der Mensch ist ein geselliges Wesen, das Eindrücke und Gedanken gerne in einem sozialen Umfeld teilt. Alleinreisende sind offener und freier und nehmen ihre Mitmenschen zudem viel achtsamer wahr.
Dabei fallen auch deutlich schneller potentielle Bekanntschaften auf, die die gleichen Interessen teilen oder ähnliche Ansichten vertreten. Selbst an den abgelegensten Orten der Welt lassen sich neue Bekanntschaften schließen und sogar Freunde gewinnen. Auch nach der Reise noch in Kontakt zu bleiben, ist in der heutigen Zeit immerhin keine Herausforderung mehr.
Alleine reisen bedeutet nicht, alleine zu sein
So kommt es auch, dass Alleinreisende in der Regel nie wirklich alleine sind. Egal wo sie hinkommen, werden sie von neuen Eindrücken, neuen Erfahrungen und neuen Menschen erwartet.
Wer Zeit für sich braucht, kann sich diese natürlich jederzeit nehmen und einrichten.
Gleichzeitig stehen Alleinreisenden aber auch unzählige Türen für neue Kontakte offen, sodass von Einsamkeit nie die Spur ist.
Gespräche, die Eindruck hinterlassen
Angesichts der neuen Bekanntschaften, die sich durch das Solo Travelling ergeben, können wahnsinnig interessante Gespräche entstehen, die der Seele überraschend guttun können. Zwar ist es ratsam, nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern sich erst langsam an den unbekannten Gesprächspartner heranzutasten.
Doch beim Aufeinandertreffen von Touristen sowie Touristen und Einheimischen können oft ganz neue Perspektiven und Sichtweisen für sich selbst erkannt, auf die ein oder andere Lebensfrage endlich eine Antwort gefunden und damit ein wahres Gesprächswunder erschaffen werden.
Die eigenen Ängste herausfordern und sich selbst neu erfinden
Viele Menschen, die vom Grundsatz her offen für Solo Travelling wären, lassen sich durch destruktive Gedanken davon abhalten. Sie werden dann zumeist von Ängsten geplagt wie „Was, wenn es schief geht?“ oder „Vielleicht finde ich mich überhaupt zurecht.“ oder „Ich werde mich verirren!“.
Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es sich bislang nicht um die Realität oder wahre Tatsachen handelt, sondern lediglich die eigenen Ängste widerspiegelt.
Wir bleiben gerne in unserer Komfortzone und vertrauen auf das uns Bekannte. Sich blindlings in ein Abenteuer zu stürzen, erfordert hingegen unglaublich viel Mut, Vertrauen in sich selbst und den Glauben daran, dass man fähig ist, mit jeder aufkommenden Schwierigkeit fertig zu werden. Sollten Reisende wirklich in Schwierigkeiten geraten, gibt es so ziemlich überall die Möglichkeit, Hilfe zu holen. Im Normalfall tritt dies aber nicht ein.
Stattdessen werden Alleinreisende von ihren eigenen Fähigkeiten überrascht, denn sie haben sich anfangs viel weniger zugetraut, als sie tatsächlich dazu in der Lage sind. Daher kommen viele Alleinreisende auch als veränderte Menschen zurück, denn sie haben sich auf ihrer Reise ein Stück weit neu kennengelernt, neu definiert und ihre eigenen Grenzen überschritten.