Mit Schulden auswandern: Funktioniert das?
Für viele Schuldner ist die Verlockung groß, ihre finanziellen Verpflichtungen hinter sich zu lassen und ihren aktuellen Aufenthaltsort zu verlassen. Einfach Abstand nehmen von Schulden, die sie in ihrer Heimat gemacht haben und vor denen sie nun fliehen möchten.
Allerdings ist diese Strategie keine geeignete Lösung, um sich des Problems einfach zu entledigen.
Inhaltsverzeichnis
Flucht ist keine Lösung
Im Falle einer Auswanderung lösen sich Schulden nicht einfach in Luft auf. Wer nach längerer Zeit wieder in sein Heimatland zurückkehren möchte, steht zumeist sogar vor einem noch höheren Schuldenberg.
Im Laufe der Zeit entstehen zum Teil hohe Zinsen.
Möglicherweise winkt sogar ein Haftbefehl. Unter Umständen können Betroffene über eine Umschuldung zwar bessere Kreditbedingungen erzielen oder eine Privatinsolvenz bewirken. Dann wären Betroffene binnen sieben Jahren schuldenfrei.
Auswandern innerhalb Europas
Aufgrund schlecht bezahlter Arbeiten oder vieler Minijobs geraten viele Deutsche schnell in die Schuldenfalle. Um dadurch entstehende Schulden zu tilgen, suchen viele Betroffene oft eine Lösung im Ausland. Viele Schuldner möchten ihre Probleme lösen, indem sie sich in der Schweiz oder in skandinavischen Ländern auf Jobsuche begeben.
Das Lohnniveau ist in diesen Ländern deutlich höher. Ein Umzug in diese Länder ist nicht wesentlich teurer als innerhalb Deutschlands. Deshalb entscheiden sich viele Menschen dafür, in diesen Staaten eine neue Existenz aufzubauen. Dank des dortigen Einkommens und mit einer effektiven Umschuldung gelingt es Schuldnern oftmals einfacher, ihren Außenstände Schritt für Schritt abzubauen. Lagen hierzulande bereits gerichtliche Titel vor, wandeln sich diese Dokumente zu einem europäischen Vollstreckungstitel. Diese Titel können vor Ort ansässige Inkassobüros auch in all diesen Ländern eintreiben.
Trotz Schulden in die Ferne auswandern?
Beliebte Auswanderungsziele für Schuldner sind die USA, Kanada, Neuseeland oder Australien. Allerdings müssen sich Betroffene in diesen Staaten nach relativ strengen Visumsbedingungen richten.
Zusätzlich zu einer fundierten Ausbildung wie einem Studienabschluss setzt eine Einreise in die USA den Nachweis beträchtlicher finanzieller Mittel voraus.
Wer sich ein neues Standbein in einem dieser Länder aufbauen möchte, wird deshalb vermutlich keine Arbeitserlaubnis oder Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Deshalb sind die Länder für Auswanderer mit Schulden nur bedingt geeignet.
Auswanderung in exotische Länder
Noch problematischer ist für Schuldner eine Ausreise in exotische Länder. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass sich Schuldner in diesen Ländern einfach ein neues Leben aufbauen können. Zu Beginn bedarf es der Vorlage einer Aufenthaltsgenehmigung, für welche ein Nachweis über den Erhalt einer Rente oder Vermögensbesitze erforderlich ist.
Allerdings ist es in diesen Ländern oftmals üblich, auch ohne diesen Angaben eine Unterkunft zu erhalten – wenn Betroffene bestimmte Tricks anwenden. Alternativ besteht häufig die Möglichkeit, durch eine Ein- und Ausreise im Drei-Monats-Rhythmus im Land zu verweilen.
Schwieriger gestaltet sich die Suche nach einer Anstellung. Schließlich ist es in Dritte-Welt-Ländern häufig auch recht kompliziert, eine Schwarzarbeit zu finden. Weil Arbeitgeber bei Schwarzarbeit-Jobs hohe Strafen bezahlen müssen, ist eine Jobsuche vor Ort für viele Schuldner recht schwierig.
Mit Schulden auswandern – eine gute Idee?
In den meisten Fällen lohnt es sich nicht, dem Schuldenberg durch eine Auswanderung in ein anderes Land zu entrinnen. Schließlich erhalten Betroffene hierzulande zumeist noch eine gewisse Unterstützung und Betreuung, dank der sie im Laufe der Zeit ihre Schulden abbauen können. Wer aus dem Heimatland flüchtet und dadurch eigenen Zahlungsverpflichtungen entrinnen möchte, muss mit gerichtlichen Verfahren oder der akribischen Suche durch eine Detektei rechnen. Wer hingegen auswandern möchte, muss in diesen Schritt anfangs viel Geld investieren. Höhere Kosten entstehen beispielsweise für den Erhalt eines Visums, Reisekosten oder die Einholung etwaig erforderlicher Papiere für eine Aufenthaltsgenehmigung einschließlich Beglaubigungen.
Erfahrungsgemäß fallen ebenfalls Kosten für die Haushaltsauflösung, Abmeldung in Deutschland, einen Umzug oder die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung an.
Möglicherweise kostet es außerdem Geld, eine Bleibe und Arbeit im neuen Land zu organisieren. Finanzielle Rücklagen sind erforderlich, um die ersten Monate in der neuen Heimat zu überbrücken.
Sprachkenntnisse aneignen
Nur wer die nötigen finanziellen Mittel besitzt und alle wichtigen Voraussetzungen für den Erhalt einer Aufenthaltsgenehmigung erfüllt, kann diesen Schritt wagen. Alle anderen Schuldner müssen damit rechnen, dass das Projekt Auswanderung schnell scheitert. Besonders wichtig ist es, sich die jeweilige Landessprache anzueignen.
Wer diesen Aufwand nicht betreiben möchte, sollte lieber zu Hause bleiben. Bereits viele Menschen haben ihr komplettes Vermögen in den Ländern verloren, da sie sich aufgrund mangelnder Kommunikation den falschen Menschen anvertraut haben. Der erste Schritt für eine erfolgreiche Auswanderung sollte deshalb eine Anmeldung bei einem Sprachkurs sein.
Wann ist eine Auswanderung trotz Schulden nun sinnvoll?
Generell sollten Schuldner nur dann über eine Auswanderung in ein anderes Land nachdenken, wenn die neue Heimat mit besseren Lohnvoraussetzungen lockt.
Ebenso wichtig ist es, dass es von der neuen Heimat aus möglich ist, die eigenen Schulden schrittweise zurückzuzahlen.
Deshalb kommen in erster Linie Aufenthaltsorte wie die Schweiz oder skandinavische Länder in Betracht. Eine Auswanderung in Richtung USA, Kanada oder Neuseeland ist für Schuldner so gut wie unmöglich. Zudem ist von einer Auswanderung in exotische Länder abzuraten, da Betroffene vor Ort nicht auf Arbeitsplätze oder ein soziales Netzwerk zurückgreifen können. In den meisten Fällen ist eine Auswanderung deshalb mit größeren Problemen verbunden. Für eine Flucht vor Schulden ist ein Umzug in eine neue Heimat deshalb nur bedingt geeignet.